1. Kapitel - Wie alles begann...
Wie beginnt eine Geschichte?
Mit Tod, mit Hass und mit all den dunklen Gefühlen, die die menschlichen Emotionen bereithalten?
Nein.
Die meisten Geschichten beginnen mit einer heilen Welt, Liebe und Frieden. Sie beginnen mit der Beschreibung eines Idealzustandes, wie der Mensch in sich wünscht oder erträumt, um diesen dann im Verlauf der Geschichte effektvoll zu zerstören.
Warum sollte es bei mir dann anders sein?
Auch meine Geschichte könnte auf diese Weise beginnen. Ich könnte mit der Zeit anfangen, als ich noch der Illusionen erlegen bin, dass die Welt schön und die Menschheit gut ist.
Aber das wäre zu einfach.
Zu offensichtlich.
Und so leicht möchte ich es meinem Gegenüber dann doch nicht machen. Erst möchte ich ihn testen.
Testen, wie sehr er mit der Wirklichkeit seiner Maske der Freundlichkeit und des professionellen Interesse verbunden ist.
Wie weit er bereit ist zu gehen, um mir meine Maske zunehmen.
Um herauszufinden, warum ich zu dem geworden bin, was ich heute bin.
Das Wesen, das sie eingesperrt haben, um die Menschen dieses Landes zu schützen. Damit diese sich weiter verstecken, weiter in ihrer ach so heilen Welt leben und die hässlich Wirklichkeit ignorieren können.
Damit ich Sie nicht zwingen kann, hinter ihre Masken schauen und zu sehen wie die Menschen in ihrer Umgebung sind.
Er sitzt mir immer noch gegenüber, zurückgelehnt, die Beine entspannt überschlagen, darauf wartend, das ich seine Frage beantworte.
Ich tue ihm den Gefallen und erinnere mich zurück.
Nicht an den heilen Anfang, sondern an den Moment als ich zum ersten Mal das Blut eines Menschen an meinen Händen herunterlief, meine Kleidung neu einfärbte und ich diesen ganz bestimmten Geruch wahrnahm, der dem Tod so unverwechselbar eigen ist. Es ist an der Zeit sich wieder in diese Zeit zurück zu versetzten und mich zu erinnern.
Ruhe.
Keine Schreie mehr.
Ein Tropfen löst sich von der Messerspitze. Lautlos wird er von der Schwerkraft angezogen. Der Aufprall in der Lache am Boden klingt unnatürlich laut. Wie ein Donnergrollen zerreißt er den Moment, die vollkommene Stille.
Schien die Zeit eben noch stillzustehen, beginnt sie nun wieder zu ihrer vollen Geschwindigkeit zu beschleunigen. Ich senke meinen Blick.
Blut.
Mein Blick folgt dem nächsten Tropfen, auf seine Weg dem Boden entgegen. Das Bild der Lache brennt sich in mein Gedächtnis ein.
Rot.
Frisch.
Braune lange Haare.
Ein mir seit Jahren vertrautes Gesicht.
Das Gesicht ist im Tode entspannt und doch spiegelt es so viele Gefühle wieder. Den Schmerz, den mein Messer verursachte, als es immer wieder in die Eingeweide schnitt. Entsetzens, als die Unvermeidbarkeit des nahenden Todes das Bewusstsein erreichte. Die Ungläubigkeit darüber, dass ich so reagieren konnte.
Fast verdeckten diese das Gefühl der Verachtung, dass das Gesicht zeigte, als sie mir die Wahrheit entgegen schleuderte. Die Selbstzufriedenheit, als sie mir sagte, wie leicht ich mich habe täuschen lassen. Den Hohn, als sie die Maske fallen ließ und mir meine heile Welt nahm.
Den Augenblick, als mein lange verschütteter Hass hervorkam und die Kontrolle übernahm.
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Ich hoffe die Fortsetzung gefällt ☺ und würde mich über Kommentare freuen.
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